KI in Headhunting in Recruiting — Buzzword oder wirkliche Innovation

BREADHUNTER Vienna
4 min readApr 30, 2024

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Photo by Kenny Eliason on Unsplash

Jetzt ist sie da. Seit gut einem Jahr spukt die KI im Headhunting & Recruiting sogar auf LinkedIn herum, doch was kann sie wirklich, außer ein fancy Buzzword zu sein, ähnliche Katzenbilder finden oder Rezepte für Spaghetti al Pomodoro und Early-Adoptern ein neues Headhunting Sales-Argument zu liefern?

Momentan verhält es sich mit KI noch wie vor 14 Jahren, als Cloud Computing bekannt wurde und man von überall auf die Datenbank zugreifen konnte, also theoretisch von überall aus arbeiten, selbst wenn es damals vielleicht gerade mal 3% auch wirklich erfolgreich taten.

Vom gesunden Menschenverstand gesprochen, würde ich sagen, KI steckt noch in den Kinderschuhen, aber ist besser als ein C64, der nach einigen Basic-Programmierungen blinkend „Hallo Thomas“ auf den Greenscreen schrieb.

Wie nutze ich nun KI im Alltag?

Hier nun ein paar Beispiele und ich muss sagen: Einmal aufgesetzt spart sie wirklich einiges an Zeit. Das Denken überlasse ich jedoch noch lieber mir selbst und auch Blogartikel wie diesen schreibe ich lieber selbst.

  1. KI fasst für mich die relevanten E-Mails im CRM und ATS zusammen, und das tut sie wirklich gut per 1 Klick, um mir einen Überblick über die Projekte und Stati zu verschaffen. Sie erstellt daraus Tasks oder formuliert Follow-up-E-Mails. Das funktioniert gut und spart Zeit, wenn es schnell gehen muss.
  2. Sie hilft mir, Targetlists zu erstellen für die spätere Headhunting-Suche (Direct Search) und in einer Tabelle abzulegen. Ich ergänze diese dann noch durch ein paar Datenbanken und Input vom Kunden. Früher war das locker 2–6 Stunden Arbeit. Nun geht das in 30 Minuten bis 1 Stunde.
  3. Sie schreibt das Grundgerüst einer Stellenanzeige, die ich dann noch selbst verfeinere, wie ein Koch das Essen mit Gewürzen. Das ist aber immer noch eine NONA-Lösung, besonders wenn alle Firmen dann die gleiche HR-KI-Software nutzen und generische Stellenanzeigen herauskommen.
  4. Sie hilft beim groben Screening von Kandidaten über Plattformen wie LinkedIn und Google hinweg bei der Vorab-Suche, jedoch bekommt man da ähnliche Ergebnisse wie bei einer Xing- oder LinkedIn-Premium-Suche oder einer Suche via Apollo. Hier muss ich sagen, gewinnen nach wie vor der Direct Search per Telefon und die eigene, jahrelang persönlich aufgebaute Datenbank.
    Schneller Positionen besetzen kann ich durch KI nicht, wie manche auf LinkedIn einem weismachen wollen. Die KI-Suche ist zwar besser als Keyword-Matching und geht tiefer in die CVs und Inhalte, aber man muss mit den Menschen reden.
    Bei Krantechnikern, Spezialisten im Hologramm- und Security-Print-Bereich, Private Banking oder Pharma bringt mir das wenig, da hier das Netzwerk und die persönlichen Kontakte zählen. Blue-Collar Leute hingegen, findet man vermutlich oder gewöhnliche Account Manager ohne spezielles Profil.
  5. Sie hilft mir, bei Status-Reports für Kunden den Überblick in Projekten zu behalten, denn ich habe meine Arbeitsweise komplett umgestellt. Es gibt nur noch einen Projektordner und nicht 5, denn KI fasst zusammen und organisiert alles. Meeting Notes, Statusberichte, Kandidatenberichte, transkribierte Video-Calls.
    Also weg von Office 365 und Ordnerstrukturen. Notion und andere KI-Tools sind da wirklich besser, wenn man bereit ist, seine Workflows der letzten 20 Jahre neu zu denken.
    Auch geht die KI dabei über alle relevanten Dokumente, die ich hochlade, und Notizen und fasst zusammen oder organisiert.
    Das spart viel Zeit, die man als One-Man-Show nicht so hat, obwohl wir ja bei BREADHUNTER Group Partner in 45 Ländern haben, mit denen wir schwierige Positionen besetzen. Wir haben so mehr Zeit für das Wesentliche, die persönlichen Gespräche.
  6. Chat Bots mit KI? Jain, ich glaube, meine Kunden und Kandidaten haben da keinen Bock drauf und telefonieren lieber 5 Minuten mit mir, anstatt 10 Minuten herumzutippen und danach mich anzurufen.
    Im Blue-Collar-Breich kann man das vielleicht machen. Voice to AI ist da spannender für ein Pre-Screening wie z. B. die Hotline in New York, aber trotzdem brauchen wir noch unser Hirn selbst als Menschen und die Empathie im Headhunting, um die Kandidaten zu finden, die wirklich auch zur DNA der Kunden passen.

Das waren nur einige Beispiele, und ich muss sagen: Nach einem Setup und mit den richtigen Tools, spare ich sicherlich 35 % der administrativen Zeit durch diese neuen Workflows, die ich letzten Monat wieder verfeinert und modifiziert habe, 1 Jahr nach dem Setup. Hauptsächlich beim Zusammenfassen von Texten und Organisieren von Workspaces hilft sie. Der Rest, wie z. B. Texte schreiben, ist eher für Leute, die das sonst nicht können, also für Siri-Nutzer und Multitasker, die schnell eine mittelmäßige Lösung haben wollen…

Auch nutze ich KI weniger als Verkaufsargument, sondern einfach als interne Hilfe, wie wenn man sonst zwei Assistenten hat, denn letztendlich habe ich so mehr Zeit für persönliche Gespräche mit Kunden und Kandidaten und kann besser performen. (Die Kunden müssen ja nicht wissen, wie schnell oder einfacher ich manchmal zum Ziel komme.)

„Wir haben nun KI, lieber Kunde!“ Erinnert mich mehr an eine Aussage meiner 4-jährigen Tochter als an ein Top-Verkaufsargument. „Ich habe einen Dackel und Du nicht, nänänä!“

Unser Verkaufsargument ist eher die Projektlaufzeit von 5–8 Wochen für Positionen weltweit, für die der Kunde schon 6 Monate selbst gesucht, aber niemanden gefunden hat.

Sind wir deswegen billiger geworden?
NEIN, auch nicht, aber vielleicht schneller und präziser in unserem Tun, und es bleibt mehr Zeit zum Denken und auch mal Innezuhalten, anstatt nur als Office-Workflow-Maschine zu agieren.

Thomas Zahlten,
www.breadhunter.group

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